Die meisten Athleten verbindet
wohl eine gewisse Hassliebe mit dem Ritual des Sichtungswettkampfes. Einerseits
ist man heiß darauf sich an Zeiten und Gegnern zu messen, andererseits bringt
ein solcher „Tag der Abrechnung“ auch einen, oft nicht nur unterschwelligen
Erwartungsdruck mit sich. Schließlich sollen an diesem einen Tag die Erfolge
vieler mühsamer Trainingsstunden in knallharte Zeiten umgemünzt werden. Wie gut
dieses Ziel erreicht wird hängt daher nicht immer nur von der tagesaktuellen
Fitness sowie zähl- und messbar erfolgtem Training ab, sondern ist oft auch
eine Kopfsache. Die Herangehensweise um mit diesem Druck umzugehen, könnten
allerdings unterschiedlicher kaum sein.
Start 3000m Lauf (Jugend B - männlich) |
Da gibt es die Selbstbewussten,
die klare, ehrgeizige Ziele formulieren, wohl auch um sich selber Mut zu
machen. Es gibt die Tiefstapler, die sich selber den Druck nehmen wollen, indem
die Ziele bewusst niedrig angesetzt werden. Aber genauso sind Sportler zu
finden welche die ganze Sache betont locker nehmen, oder im Gegensatz dazu
Sportler, welche beinahe von Versagensängsten geplagt werden. Bereits in meiner
Trainingsgruppe kann ich mehr als nur diese vier Typen beobachten - was jedoch
alle Sportler gemein haben, ist das ehrliche Ziel Bestzeiten, um im Optimalfall
Kaderzeiten abzuliefern. Aus dieser Perspektive betrachtet
bin ich, als Trainer, mit jedem meiner Sportler zufrieden. Allein weil ich
weiß, dass sie, egal ob bei der Bundeskadersichtung, oder bei unserer
STV-Sichtung, alle momentan verfügbaren Ressourcen in die Waagschale geworfen
haben. Die erreichten Zeiten waren in den meisten Fällen dann auch wirklich
erfreulich und selbst wenn manchmal die Kadernorm um wenige Sekunden verfehlt
wurde, waren kleinere und größere Leistungssprünge oft Anzeichen einer
eindeutig positiven Tendenz. Nun ist es wichtig die Ergebnisse (auch die
weniger Guten) zu analysieren und daraus die richtigen Schlüsse für die
bevorstehende Trainingsperiode zu ziehen. Es muss nur gelingen in jedem Ergebnis
einen Anreiz zu sehen, sei es mäßige Leistungen zu verbessern, oder gute
Leistungen auf ein herausragendes Niveau anzuheben.
Wichtig ist am Ende nur, dass man
sich im Laufe einer Saison nicht auf halbem Wege von seinen Zielen abbringen
und entmutigen lässt. Wer sich allerdings einbildet jetzt schon am Ziel zu sein,
sollte nochmal einen Blick in den Kalender werfen. Denn bis zu den ersten
wichtigen Wettkämpfen sind noch rund zwei Monate Zeit und erst dann wird sich
zeigen, wessen Leistungskurve im richtigen Moment ihr Maximum erreicht.
LF
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